Rezensionsexemplar

Hallo Bücherfreund*innen und Teeliebhaber*innen,
ich weiß nicht, ob ihr eher Katzen- oder Hundemenschen seid. Vielleicht könnt ihr euch auch nicht entscheiden, ich bin aber defintiv Team Hund! Zwar liebe ich Katzen (natürlich!) auch, aber Hunde sind einfach … naja, Liebe! Und das liegt nicht zuletzt an Luna, meiner Hündin, die nicht nur unfassbar niedlich, professionelle Klopapierrollen-Zerfetzerin und leidenschaftliche Postbot*innen-Verjagerin, sondern wie man sehen kann auch ein talentiertes Model ist. Dementsprechend war ich auch schon sehr gespannt auf Streuner – Auf der Suche nach Hoparion, eine Dystopie für (junge) Jugendliche und eben eine Geschichte, in denen Hunde eine große Rolle spielen. Hat es mich überzeugen können? Lest selbst … ; )


Worum geht es?

Seit dem Tod ihres Vaters wandern Judith und Abro alleine durch die Welt. Die Welt nach dem TAG, nach dem Ereignis, dass das Leben aller auf den Kopf gestellt und unzählige Opfer gefordert hat. Das größte Problem der Geschwister ist jedoch nicht der immer leerer werdende Akku, ohne den sie ihr Ziel – Hoparion – nicht erreichen können, sondern die großen aggressiven Hunderudel, die nachts auf der Suche nach Fressen durch die trockene Landschaft ziehen. Doch als die geheimnisvolle Kriegerin Bilkis zu den beiden stößt, ändert sich alles. Denn an diesem Abend werden die Kinder von einem Hunderudel angegriffen und ausgerechnet von anderen Hunden verteidigt. Doch wie kommt es, dass dieses Hundetrio ihnen zur Seite steht und kann man ihnen deshalb vertrauen?


Meine Meinung:

Streuner – Auf der Suche nach Hoparion von Rüdiger Bertram hat es eigentlich schon von Seite eins an geschafft, mich von sich zu überzeugen. Bereits die ersten Sätze haben mich neugierig auf die Hintergründe des Ganzen gemacht und Spannung aufgebaut. Gleich sind so einige Fragen in meinem Kopf aufgeploppt und mit der Zeit wurden es mehr und mehr. An sich ist das natürlich toll. Je mehr Fragen ich habe, desto größer ist der Drang, weiterzulesen. Auch hier war das definitiv der Fall, allerdings hat es mich etwas gestört, dass ein großer Teil dieser Fragen nie gelöst wurde. Zwar bin ich relativ sicher, dass aufgrund der vielen ungeklärten Dinge und dem mehr oder weniger offenen Ende noch ein oder sogar mehrere weitere Bände erscheinen werden (obwohl ich davon bisher noch nichts gehört bzw. gelesen habe), doch hätte ich mir bei manchen offenen Fragen einfach gewünscht, sie wären in diesem Buch aufgelöst werden. Die Hintergründe verschiedener Begebenheiten wurden wieder und wieder angeschnitten, aber größtenteils nie gänzlich offenbahrt. Diese Art, mit den aufgeworfenen Fragen umzugehen, passt für mich einfach nicht so wirklich zur Geschichte und hat bei mir nach Beenden des Buches eine Art inneren Unfrieden aufgeworfen. Das Ziel, welches der Autor dabei wohl hatte, hat er aber immerhin erreicht. Denn wenn ein zweiter Band erscheint, werde ich ihn auf jeden Fall lesen!

Allerdings muss ich sagen, dass Streuner – Auf der Suche nach Hoparion mich nicht durchgängig packen konnte. Wie schon gesagt war die Story an sich definitiv spannend und größtenteils fesselnd, aber eben nicht immer und jederzeit. Vor allem im Mittelteil hat sich das Ganze doch ein wenig gezogen. Es ist nämlich so, dass zwar einiges passiert, dennoch schreitet die Handlung insgesamt nicht unbedingt schnell voran. Wie die Kinder beispielsweise rasten fand ich oft doch eher langweilig. An sich mag ich es sehr, wenn zwischen spannenden Szenen, die mir den Puls in die Höhe treiben, auch hin und wieder ruhige, einspannte Phasen eingeschoben werden, sodass man sich als Leser*in auch mal „ausruhen“ bzw. vielleicht etwas mehr auf die Charaktere und weniger auf die Handlung an sich konzentrieren kann. Hier gab es für meinen Geschmack aber einfach zu viele dieser Szenen. Bei manchen Büchern, die einfach insgesamt eher eine langsame Geschichte mit vielen Ausschmückungen erzählen, würde mich das nicht stören. Bei dieser Story, die eigentlich größtenteils von ihrer Spannung lebt, etwas mehr. Dennoch war besagte Spannung doch meist vorhanden.

Was diese Spannung des weiteren fördert und auch sehr zu dem Bild, das ich von Streuner – Auf der Suche nach Hoparion habe, beigetragen hat, ist der Ezählstil. Rüdiger Bertram hat sich hier für einen sehr einfachen Schreibstil mit kurzen Sätzen entschieden. Dadurch fliegt man förmlich durch die Seiten, wobei ich mich zu Anfang doch erst einmal an diese bewusst sehr einfache Ausdrucksweise gewöhnen musste. Der Schreibstil passt perfekt zur Geschichte, denn die Charaktere haben vor allem ein Ziel: Überleben, bis sie hoffentlich irgendwann Hoparion erreichen werden. Zu diesem doch eher sehr simplen (nicht im Sinne von einfach, sondern eher im Sinne von unkompliziert) Ziel. Des weiteren fand ich die Idee des Autors, den Erzählstil dem gerade erzählenden Charakter anzupassen, wirklich toll. Streuner – Auf der Suche nach Hoparion wird nämlich aus zwei Perspektiven erzählt. Zunächst berichtet Judith von ihren Erlebnissen. Die Teile aus ihrer Sicht sind wie gesagt einfach geschrieben, doch trotzdem liest man ihren Charakter aus den Zeilen heraus, was ich wirklich extrem gut gemacht fand. Ein anderer Teil des jeweiligen Kapitels wird dann von Nipper erzählt, einem der drei Hunde, die den Kindern im Kampf gegen das Rudel helfen. Er ist ebenfalls eine besondere Figur. Seine Teile des Buches sind in einem noch einfacheren Stil geschrieben als Judiths, beispielsweise werden oft keine ganzen Sätze gebildet, es fehlt als z. B. das Subjekt. Diese Art, zu erzählen passt aber eben genau. Sie passt zu Nipper und zu seiner Geschichte. Deswegen hat mich der Erzählstil, obwohl er kein bisschen poetisch oder ausgeschmückt ist (vielleicht auch gerade deswegen) wirklich überzeugen können.

Abgesehen von den unterschiedlichen Schreibstilen, die Judith und Nipper authentischer und den Leser*innen näher wirken lassen, mochte ich auch die übrigen Personen und Hunde gerne. Die Protagonist*innen waren mir eigentlich alle sympathisch und mit Judith konnte ich mich auch ziemlich gut identifizieren. Dennoch stört mich etwas. Bilkis, Abro, Dash und Stubby (die zwei anderen Hunde des Trios) sind sehr wichtig für die Geschichte und dennoch hat mir insbesondere bei ersteren beiden die Ausarbeitung doch etwas gefehlt. Vor allem da Bilkis ein sehr starker, aber auch vielschichtiger Charakter zu sein scheint, hätte ich mir wirklich gewünscht, sie besser kennenzulernen. Über Abro hätte ich vor allem deshalb gerne mehr gewusst, da ich seine Handlungen nicht immer ganz verstehen und nachvollziehen konnte. Ich hoffe also sehr, dass besagte Hunde und Menschen in einem hoffentlich erscheinenden nächsten Band mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Trotz dieser mir teilweise etwas dürftig erscheinenden Ausarbeitung der Figuren, habe ich wie gesagt alle sechs in mein Herz geschlossen. Deswegen hat mich das Ende des Buches umso mehr getroffen. Ich weine nicht oft bei Büchern. Wirklich nicht. Hier habe ich es aber getan. Ich hatte überhaupt nicht mit einem solchen Schluss gerechnet. Er hat mich einfach komplett überrascht und geschockt. Und nun ja … dann habe ich eben geheult. Doch auch wenn das Ende für mich unfassbar traurig war, mochte ich es. Wie gesagt kam es unerwartet und hatte eben nicht nur eine melancholische, sondern auch eine schöne, sogar fast friedliche Stimmung, die die Entwicklung, die die Charaktere im Laufe der Geschichte gemacht haben, noch einmal perfekt aufzeigt.

Mein Fazit:

Wie man lesen konnte, mocht ich Streuner – Auf der Suche nach Hoparion wirklich sehr gerne. Ein paar Kritikpunkte habe ich zwar, weshalb ich vier von fünf Teetassen vergebe, dennoch kann ich dieses herzerwärmende und spannende Buch allen dystopiebegeisterten Jugendlichen und natürlich auch Erwachsenen empfehlen, egal ob Katzen- oder Hundeliebhaber*innen.


Informationen zum Buch:

Titel: Streuner – Auf der Suche nach Hoparion

Autor: Rüdiger Bertram

Verlag: cbj

ISBN: 3570177009

Seitenzahl: 301

Meine Alterempfehlung: ab 11 Jahre


Disclaimer:

Die Rechte am abgebildeten Buchcover liegen beim Verlag.